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Bahndamm als letzte Bastion
Bennewitz stemmt sich gegen erneute Katastrophe / Deich bei Schmölen wird von der Mulde überspült
Bennewitz. Bangen und Hoffen gestern in Bennewitz. Der Ort, der 2002 mit am stärksten betroffen war, stemmt sich verzweifelt gegen eine neue Katastrophe.
Da das Rathaus aufgegeben werden musste, etablierte sich der Krisenstab im Gerätehaus Altenbach. Gemeinderat Bernd Laqua (Linkspartei) kommandierte die zivilen Rettungsaktionen. 2002 hatte die Mulde mit Bennewitz keine Gnade. "Wir hoffen inständig, dass es jetzt nicht noch schlimmer kommt", erklärte der Leiter des Bennewitzer Krisenstabes am späten Vormittag. Neben nahezu 600 Wohnhäusern hatte sich der Fluss bei der Jahrhundertflut an einem florierenden Gewerbegebiet und der kompletten Infrastruktur ausgetobt. "Das möchte eigentlich niemand nochmal erleben", meinte die Grubnitzerin Christel Neustadt, die sich ebenfalls im Lagezentrum über den neuesten Stand informierte und ihr Haus in der Aue am Morgen bereits zurückgelassen hatte.
Dass nicht alle Deiche halten, war seit 3 Uhr in der Früh zur bitteren Gewissheit geworden. "Bei Püchau ist der Deich gebrochen", so Laqua. Nepperwitz, Grubnitz und Deuben wurden deshalb bis 10 Uhr zwangsevakuiert. Rund 800 Leute mussten ihre Häuser verlassen.
Menschenleer waren die Straßen seit dem Morgen auch in Bennewitz selbst. Das Gewerbegebiet komplett verwaist, ein Einkaufsmarkt räumte die letzten Regale aus, Sirenen heulten. Autos wurden oberhalb des Bahnhofs in Sicherheit gebracht. Die Polizei patrouillierte. Die heraufziehende Katastrophe kündigte sich mit dem Aufstellen der ersten Barrikaden an. Ordnungshüter riegelten die Zufahrten ins Ortszentrum gegen 10.30 Uhr komplett ab. Weiter oben - in Altenbach - versuchte Gemeindewehrleiter Olaf Ettig derweil letzte Maßnahmen einzuleiten. "Früh waren wir noch einmal in Schmölen, aber der Damm war nicht zu halten", konnte er das letzte Aufbäumen gegen die Gewalt der übermächtigen Mulde vorerst nur als Versuch werten. Wenig später wurde der Muldeteich in Schmölen überspült. Eine kurze Verschnaufpause, die der nachlassende Regen den Helfern bescherte, wurde genutzt, um in aller Eile Sand und Kies nach Bennewitz zu beordern. "Wir werden drei Durchlässe im Bahndamm schließen, damit Bennewitz verschont bleibt. Unter anderen den auf der B 107." Die heranströmenden Wassermassen würden dann hauptsächlich von einer südlich der Bahn gelegenen Gartenanlage Besitz ergreifen. Mehrere Lkw-Fuhren, auf die Hunderte von Bennewitzern ihre Hoffnung setzten, rollten auch aus Lübschütz an.
Dass die Rechnung aufgeht, hoffte noch am Abend Gemeinderat Siegfried Pohl (CDU). "Noch ist Bennewitz nördlich des Bahndamms trocken." Auch in Grubnitz, Deuben und Nepperwitz stehe das Wasser bisher noch nicht, so die Aussage gegen 18 Uhr. Keiner weiß, ob diese Beschreibung auch heute noch zutrifft.
Aus der Leipziger Volkszeitung / Muldentalzeitung vom 04. Juni 2013