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Ruderverein macht klar Schiff

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Schäden in beiden Bootshäusern – in Dehnitz und Schmölen


 Trauriges Stillleben: Boote wie Wäsche gleichermaßen sind in Dehnitz zum Trocknen aufgehangen. | Foto: Andreas Röse Wurzen/Dehnitz/Schmölen. Vor der Werkstatt des Bootshauses in Dehnitz liegt ein schwarzes Häufchen in der Sonne und trocknet. - Die erste "Kohle" für den Wiederaufbau? Gebrauchen könnte sie die Wurzener Rudervereinigung Schwarz-Gelb, denn die Schäden, die das Hochwasser, das nur 35 Zentimeter unter der Marke von 2002 blieb, nicht nur hier, sondern auch im zweiten Bootshaus in Schmölen hinterlassen hat, sind beträchtlich.
"Eigentlich idyllisch", sagt Cheftrainerin Ines Hösemann und lässt den Blick über die Dehnitzer Lache und die kleine Landzunge hinweg, von der die Strömung während der Flut Bäume und Sträucher regelrecht abrasiert hat, zur Mulde schweifen. Doch dafür hatte sie in den vergangenen Tagen keinen Sinn. "Nachdem wir gestern wieder aufs Gelände konnten, haben wir zunächst mit Schneeschiebern den Schlamm aus den Bootshallen geschoben, solange er noch nicht angetrocknet war, und dann die Wände mit viel Wasser abgespritzt. Von früh um neun bis abends um acht", erzählt sie. Zum Glück habe man Strom für Kärcher und Pumpen gehabt - als Lehre aus der Flut 2002 war der Verteilerkasten höher installiert worden.
Vorm Vereinshaus, wo das Wasser bis zur Fensterkante stand und die Küche einen Totalschaden hat, liegen noch verschlammte Bojen, Regale, Werkzeug. "Das kann man alles reinigen", sagt Hösemann. Aber sechs der circa 60 hier lagernden Boote hätten sich ineinander verkeilt. Bis jetzt hat sie zehn beschädigte Boote - über eine Reparatur muss die Werft in Berlin entscheiden - gezählt, eines ist ganz hinüber: mittendurch gebrochen. Stefan Wende, der ein Boot nach dem anderen reinigt, legt den Schwamm weg - auch das hat einen Riss.
Man habe seit Freitag in Sicherheit gebracht, was immer ging - zum Beispiel die Ergometer aus dem Kraftraum in die obere Etage. "In einer Nacht-und-Nebel-Aktion sind die Männer sogar noch bis zur Brust ins Wasser gegangen, um mit einem Stahlseil den Motorbootsteg und die beiden Boote daran zu sichern", erzählt Ines Hösemann und fügt hinzu: "Mehr ging nicht." Der Weg zum Bootshaus entlang der Mulde in Richtung Damaschkestraße - wo übrigens die glücklicheren Kanuten von SG Lok trockene Füße behalten haben - werde immer als erster überspült, ein Abtransport von Booten damit unmöglich gemacht. Steffen Horn vom Bauhof ist mit seinen Leuten gerade dabei, die massiven Ausbrüche aus dem Weg mit Schotter zu zu kippen. "Damit ihr erst mal wieder hinter könnt", sagte er. Und als Antwort auf Hösemanns skeptischen Blick, ob das wohl halten werde: "Die Autobahn kommt später." Immerhin steigt das Wasser schon wieder leicht, sieht Hösemann an der sich kräuselnden Wasseroberfläche. "Die lassen sicher die Talsperre ab, weil noch mal Regen angekündigt ist", vermutet sie.
Trotzdem, das Ziel steht: "Bis Sonntag wollen wir auch den Rest - Umkleidekabinen, Trainerzimmer usw. abgekärchert haben. Denn irgendwann wollen wir ja auch aufs Wasser", sagt die Trainerin. Man habe bis jetzt kaum trainieren können - erst war es zu kalt, dann kam die Flut. Aber in wenigen Tagen stehe in Lobenstein für die 13- bis 15-Jährigen die Qualifikation für den Bundeswettbewerb an. "So sie denn stattfindet", fügt sie hinzu, "denn es sind viele Rudervereine in Sachsen von der Flut betroffen."
Am gegenüberliegenden Muldeufer konnten Simone und Harald Dögnitz schon tags zuvor nach dem Rechten sehen. Und das Ergebnis war ebenfalls wenig ermutigend. Schon am Eingang zum Gelände sieht man, dass die Masten für die Bahnmarkierung eine gewaltige Schlagseite haben beziehungsweise ganz fehlen. Die Matten im Kraftraum, der bis auf eine schwere Hantelbank ausgeräumt werden konnte, sind ein Fall für den Container. "Das Ruderbecken scheint kaputt zu sein", vermutet die Vorsitzende des etwa 100 Mitglieder zählenden Vereins, denn es führt kein Wasser mehr, die blaue Farbe unterm Schlamm kann man nur erahnen. Im Keller ist die erst nach der Flut 2002 neu eingebaute Heizung ebenfalls hinüber, in der Werkstatt hat es alles durcheinander gewirbelt. "Dabei hatten wir alles erst picobello in Ordnung gebracht, weil im März hier der Landesruderverband getagt hatte", schüttelt Harald Dögnitz den Kopf und versucht, mit dem Besen den Dreck beiseite zu schieben. Ohne Wasser und Strom ein mühseliges Unterfangen.
In der Bootshalle, die - anders als die alte hölzerne 2002 - der Flut getrotzt hat, treibt noch ein aus den Trägern gehobenes Boot in brauner Brühe. "Zehn bis 15 Boote haben Schäden, weil das Wasser sie an die Decke gedrückt hat." Zum Glück seien die beiden neuen Boote, ein Achter und ein Vierer, verschont geblieben. Man habe mehr Zeit zum Räumen gehabt als 2002, als das Wasser wie eine Welle kam. "Aber dass hier fast acht Meter ankommen, damit haben wir nicht gerechnet." Harald Dögnitz schickt ein großes Dankeschön an Mitglieder und Helfer, die geholfen haben, die Boote hoch zu legen. "So wurde noch größerer Schaden vermieden." Wie groß er ist, vermag die Vereinschefin noch nicht abzuschätzen. "Ein Kinder-Einer kostet an die 2000 Euro." Und eine Versicherung der Boote könne man sich nicht leisten, fügt sie hinzu.
Heute soll ab 9 Uhr in beiden Bootshäusern, in Schmölen und Dehnitz, erst einmal nach Kräften klar Schiff gemacht werden. "Dafür brauchen wir dringend Mitglieder und freiwillige Helfer, die mit anpacken", sagt Harald Dögnitz. Schaufel und Besen sollten mitgebracht werden. Ob man die für den 15./16. September geplante Herbstregatta ausrichten kann, wird auch davon abhängen, wie kräftig der Verein in der nächsten Zeit aus den eigenen Reihen und von außen unterstützt wird.

Trauriges Stillleben: Boote wie Wäsche gleichermaßen sind in Dehnitz zum Trocknen aufgehangen. | Foto: Andreas Röse Versunken: Noch am Mittwoch stand das Bootshaus in Schmölen - hier vom Dehnitzer Muldeufer aus betrachtet - unter Wasser.  Leckend: Das Ruderbecken ist zwar wieder aufgetaucht, aber offenbar kaputt. Hier, wo man das Wasser brauchte, hat es sich verdünnisiert.
Überschwemmt: Die Mulde hat sich noch immer nicht aus der Halle zurückgezogen. Was sie hinterlässt, sind Schlamm und kaputte Boote.  Ausgespült: Vor der neuen Bootshalle in Schmölen hat die Mulde ein tiefes Loch gegraben, das Jürgen Alt vom Vorstand nur in Gummistiefeln durchwaten kann. Ausgewaschen: Auf der Zufahrt von der Damaschkestraße reiht sich Loch an Loch. Hier hat der Fluss ein Stück Weg mitgenommen - der Bauhof flickt notdürftig.

Aus der Leipziger Volkszeitung / Muldentalzeitung vom 08. Juni 2013