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Die fantastischen Vier aus dem Gold-Boot

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Philipp Wende feiert im Doppelvierer den WM-Titel


Hier, wir sind die besten Vier: Karl Schulze hält es nach dem WM-Titel nicht auf seinem Rollsitz, während Philipp Wende, Lauritz Schoof und Hans Gruhne (v.l.) total erschöpft den goldenen Moment genießen.
Lac d'Aiguebelette/Leipzig/Wurzen. Die Nacht nach dem Gold-Coup wurde nicht zum Tag gemacht. Aber: "Sie war sehr lang", bemerkte Weltmeister Philipp Wende (30) vom SC DHfK gestern kurz zur Dauer der Feierlichkeiten mit seiner Crew und familiärem Anhang in einem Lokal von D'Aiguebelette. Die fantastischen Vier hatten am Sonnabend auf dem französischen Alpensee für das erste deutsche Gold in den olympischen Bootsklassen bei diesen Weltmeisterschaften gesorgt.
Es sollte der einzige Triumph für den DRV bleiben, denn sowohl der Frauen-Doppelvierer als Titelverteidiger mit DHfK-Athletin Annekatrin Thiele (30) als auch gestern im letzten WM-Rennen der hoch gehandelte Achter fuhren zu Silber. Das Flaggschiff, erneut von den Briten geschlagen, qualifizierte sich als insgesamt neuntes deutsches Boot für die Olympischen Spiele 2016 in Rio. Fünf Boote müssen in die Nachqualifikation Ende Mai 2016 in Luzern. In London 2012 war Philipp Wende schon einmal der "Herr der Ringe", das frische WM-Gold macht Mut für Brasilien. Zwischendurch lief es mal besser, mal schlechter für den Ehrenbürger von Wurzen, der am Sonnabend per Live-Schalte einen Gruß zum Tag der Sachsen in seine Heimatstadt schickte. Die WM-Triumphfahrt lag in der Luft am idyllischen Ort. Souverän hatte die Besatzung um Schlagmann Hans Gruhne (Potsdam) Vorlauf und Halbfinale gemeistert. Mit großem Selbstvertrauen ging's ins entscheidende Rennen. "Wir haben schon beim Einfahren gemerkt, dass das unser Tag ist. Klare Ansage: Wir sind die Bestimmer, und dieser Fahrplan wurde eingehalten", schilderte Philipp Wende die Demonstration der Stärke vom erstklassigen Anfang bis zum fulminanten Ende.
Auf der Tribüne fieberten Freundin Jenny (bald ist Hochzeit) und Vater Wende mit. Kurze Schrecksekunde: Als die Australier bei der 1500-Meter-Marke zum finalen Angriff ansetzten und nur noch 2/10-Sekunden zurücklagen, hielten die Deutschen eiskalt dagegen und bauten den Vorsprung auf 1,5 Sekunden aus. Es folgte Freudentaumel, individuell ausgereizt. Der gebürtige Dresdner Karl Schulze stand ruckzuck im Boot, zeigte Bizeps und Zunge, stieß einen Urschrei aus "Er ist von Natur aus ein bisschen extrovertiert, aber sonst ein netter Kerl", befand Philipp Wende, der wie seine Kollegen Lauritz Schoof und Hans Gruhne total ausgepumpt im Sitzen das Husarenstück genoss. "Da fällt viel Druck ab."
Noch während die Männer bei der Siegerehrung lauthals die deutsche Nationalhymne anstimmten, klagten die Frauen aus der selben Bootsklasse über die erste Saisonniederlage. Ausgerechnet im WM-Finale hatten die Titelverteidigerinnen das Nachsehen, mussten den US-Girls das Gold überlassen. "Wir sind nicht richtig ins Rennen gekommen, waren zu hektisch. Das hat auf unserem eigentlich dominanten Teilstück viel Kraft gekostet und hinten raus war das nicht zu kompensieren", sagte gestern eine noch immer enttäuschte Annekatrin Thiele. Doch Silber taugt glänzend als Ansporn. "Für uns ist das eine extra Motivation für Rio."
Mit einer Gold-Plakette, zweimal Silber und einmal Bronze fiel die Ausbeute in den 14 olympischen Klassen etwas besser aus als vor einem Jahr in Amsterdam (1-1-1). Überraschend erkämpfte der Frauen-Doppelzweier Julia Lier (Halle) und Mareike Adams (Essen) den dritten Platz. In der Nationenwertung kam Deutschland hinter Neuseeland, Großbritannien und den USA auf Rang vier. "Wir sind auf gutem Kurs, müssen im kommenden Jahr aber noch etwas zulegen", kommentierte DRV-Präsident Siegfried Kaidel das WM-Abschneiden.

Aus der Leipziger Volkszeitung/Muldentalzeitung vom 07. September 2015